Joachim Löw bewahrte sich die große Überraschung für den Schluss auf. Den Traum von Bernd Leno, Jonathan Tah und Nils Petersen hatte er da bereits platzen lassen, das war noch nicht sonderlich brisant. Dann aber: Auch Leroy Sane darf nicht mit zur WM! Der Bundestrainer strich den Offensivspieler von Manchester City am Montag ebenfalls aus seinem nun endgültigen Kader für die Mission Titelverteidigung in Russland (14. Juni bis 15. Juli).
Dieses Video wurde entfernt
Als Löw den Namen des Jungstars ausgesprochen hatte, atmete er durch und nippte sichtlich angespannt an seinem Espresso. "Es gibt sicherlich deutlich schönere Tage im Leben eines Bundestrainers, wenn man vier so tolle Spieler nach Hause schicken muss", sagte er. "Die Enttäuschung bei den Betroffenen war sehr, sehr groß. Die Entscheidung war wahnsinnig knapp." Bei einem 100-m-Lauf "hätte man ein Zielfoto gebraucht".Das nun noch 23-köpfige Aufgebot wird angeführt von Kapitän Manuel Neuer, der die Kürzung nach seinem guten Comeback im Test gegen Österreich (1:2) wie erwartet überstand und als Nummer eins zur WM fährt. Neben Neuer vertraut Löw in Russland noch acht weiteren Weltmeistern von 2014, der Meister FC Bayern stellt mit sieben Spielern das größte Kontingent.
Dass Löw auf Petersen verzichtet, ist zumindest erstaunlich. Der Bundestrainer hatte den Freiburger, der im vorläufigen Kader den Vorzug vor dem inzwischen unter lautem Wehklagen zurückgetretenen Sandro Wagner (Bayern München) erhalten hatte, zuletzt sehr gelobt. Doch der Stürmer gab gegen Österreich ein schwaches Debüt - auch Sane erwischte einen ganz schwachen Tag.
Das Aus für Jonathan Tah, der 2016 noch dem EM-Kader angehört hatte, war hingegen erwartet worden. Löw hatte den Leverkusener als Backup für den angeschlagenen Jerome Boateng in den vorläufigen Kader genommen, der Abwehrchef aber steht nach seiner Muskelverletzung bereit.
Anstelle von Leno (Bayer Leverkusen) fährt Kevin Trapp als dritter Torhüter mit, obwohl der ehemalige Frankfurter bei Paris St. Germain als Nummer zwei in der abgelaufenen Saison nur zu 13 Pflichtspielen gekommen war.
Sollte sich vor dem WM-Auftakt der deutschen Mannschaft am 17. Juni (17.00 Uhr/ZDF) in Moskau gegen Mexiko noch ein Spieler verletzen, kann Löw bis 24 Stunden vor dem Anpfiff einen Ersatz berufen. Danach ist keine Veränderung des Kaders mehr möglich. In der Vorrunde trifft die DFB-Elf zudem am 23. Juni in Sotschi auf Schweden und vier Tage später in Kasan auf Südkorea.
Löw musste dem Weltverband FIFA am Montag bis 12.00 Uhr seinen endgültigen Kader mitteilen. Zuvor hatte er die gestrichenen Spieler im Trainerzimmer im Teamhotel informiert.
Die Mannschaft, die den fünften Stern für Deutschland holen soll, bleibt noch bis Donnerstag im Trainingslager in Südtirol. Am Freitag (19.30/ARD) steigt in Leverkusen gegen WM-Teilnehmer Saudi-Arabien die WM-Generalprobe.
Danach haben Neuer und Co. drei Tage frei, ehe sie am 12. Juni von Frankfurt/Main nach Moskau fliegen. Rund 40 km südwestlich der russischen Hauptstadt bezieht das DFB-Team dann in Watutinki sein WM-Quartier.